Was hat die Treuhandpolitik mit den Menschen gemacht? Wo sind sie geblieben, nachdem ihre Betriebe geschlossen und abgerissen wurden? Eine Wanderausstellung erzählt von Menschenschicksalen.
Eröffnet wurde die Porträtausstellung in Erfurt, zu sehen war sie danach in Dresden, und momentan zeigt das Sächsische Industriemuseum in Crimmitschau die Ausstellung »Schicksal Treuhand – Treuhand-Schicksale«. Sie berührt, sie schmerzt, sie lässt aber auch staunen. Staunen über die Kraft und die Würde der porträtierten Frauen und Männer. Geht es um die Treuhand, werden in der Regel nackte Zahlen und Fakten vorgestellt. Hinter den 9000 abgewickelten volkseigenen Betrieben und 4,1 Millionen Arbeitsplätzen standen aber Menschen, ihr Zuhause, ihre Heimat, ihre Existenz. Vorbei, für viele von einem Tag auf den anderen. Ihre berufliche Qualifikation zählte nicht mehr, sozusagen über Nacht wurden sie arbeitslos und in eine ungewisse Zukunft geschickt.
Was hat dieser tiefe Lebenseinbruch mit ihnen gemacht? Beispielsweise mit der Drogistin, die in die Selbstständigkeit ging? Dem Kumpel aus dem Kaliwerk Bischofferode? Der Personalerin, die Tausend Kolleginnen und Kolleginnen die Entlassungspapiere in die Hand drücken musste? Wo sind die Sonneberger Spielzeugbauer geblieben?
Insgesamt erzählen 25 Frauen und Männer von ihren ganz persönlichen Umbrucherfahrungen. In lebensgroßen Porträts werden sie gezeigt. Dazu gibt es Hörstationen und wichtige Details ihrer Betriebsgeschichten. Nicht selten zählten betriebseigene Kindergärten, Kulturhäuser, Theaterensembles dazu. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung initiierte und Rohnstock Biografien kuratierte diese großartige Ausstellung mit Bildergeschichten von Menschen, die viel ausgehalten haben und wieder aufgestanden sind. Im November wandert sie weiter nach Lauchhammer. Wichtig wären auch Stationen in den alten Bundesländern. Denn die Schau könnte viel zum wirklichem Verstehen beitragen.
Gisela Zimmer
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