Nach langem Zögern fiel der Corona-Pandemie auch das größte US-Manöver seit Ende des Kalten Krieges auf europäischem Boden »Defender 2020« zumindest vorläufig zum Opfer, Verlegeoperationen wurden unterbrochen, und der Umfang der an der Übung beteiligten US-Truppen soll reduziert werden.
Dieser sinnlose, aber bedrohliche Militäraufmarsch gegen Russland darf nicht fortgesetzt werden. Die Pandemie zeigt doch: Es trifft die gesamte Menschheit. Weltweiter Zusammenhalt und Solidarität sind das Gebot der Stunde. Hoffnung machen neue und ungewohnte internationale Kooperationen, wie wir sie erleben, wenn zum Beispiel Russland, China und Kuba europäische Länder im Kampf gegen Corona unterstützen.
Wenn wir durch internationales solidarisches Handeln die Krise am besten bekämpfen, dann sollten wir auch die Chance nutzen, die internationalen Beziehungen insgesamt auf neue Grundlagen zu stellen: Kooperation und gegenseitige Unterstützung statt Feindbilder, Wirtschaftssanktionen, Ausbeutung und militärischer Macht. Das gilt auch für die Beziehungen zu Russland.
Der Aufruf des UN-Generalsekretärs António Guterres zu einem globalen Waffenstillstand, um gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen, bringt dies zum Ausdruck. Der Kampf gegen Corona kann als Chance für neue, friedliche internationale Beziehungen genutzt werden. Dazu gehört, endlich abzurüsten statt selbst in der Krise weiter aufzurüsten, wie es NATO-Generalsekretär Stoltenberg verkündet hat. Und statt »Defender 2020« besser das Gesundheitssystem gegen neue Pandemien und Krisen widerstandsfähig machen.
Heike Hänsel ist stellvertretende Vorsitzende der Fraktion DIE LINKE.