von Jan Korte
Diether war immer ganz dicht dran an den Stars und den politischen Figuren seiner Zeit. Mit Rudi Dutschke kämpfte er 1967 frontal gegen den Vietnamkrieg, die NATO und dann gegen die Deutsche Bank an. »Sind Sie ein Mörder, Herr Dehm?«, titelte die Bild in einem Sommerloch nach Erscheinen eines fiktiven Romans über einen linken Millionär aus Frankfurt am Main und besorgte damit Dehms Familie tagelange Mord- und Rufmorddrohungen.
Er war 33 Jahre lang Funktionsträger, Bundestagsabgeordneter und Unternehmerchef in der SPD. Als Solo-Künstler hatte der »Sänger mit den besseren Liedern« in meiner Partei beliebte TV-Auftritte, sogar gemeinsam mit ABBA. Viel erfolgreicher war er als Texter von hunderten Liedern, darunter Nr.-1-Hits wie »1 000 Mal berührt« oder »Was wollen wir trinken 7 Tage lang«. Er schrieb nicht nur Reden für Willy Brandt, sondern auch Musicals und Romane, und er managte Katarina Witt und BAP.
Nun ist Diether 20 Jahre in der PDS beziehungsweise der LINKEN, und so lange kenne ich ihn schon. Wir haben uns unzählige Male gestritten und fast genauso oft wieder vertragen. Dass er einen Reformer wie mich damals als Landesvorsitzender in Niedersachsen nicht einmal in die Nähe eines einstelligen Listenplatzes gelassen hätte, ergab den positiven Effekt, dass ich meine politische Heimat heute in Sachsen-Anhalt habe. Dafür bin ich dankbar. Nur wenige machen Politik so aus dem Bauch heraus wie er, haben ein so überbordendes Selbstbewusstsein und führen ein so bewegtes Leben – da bleibt der eine oder andere Ausrutscher und Skandal nicht aus. Seine Sicht darauf schildert er nun in einem unterhaltsamen Buch, dessen Lektüre ich empfehle.
Diether Dehm:
Meine schönsten Skandale
Das Neue Berlin
256 Seiten, 20 Euro
