Der Dokumentarfilm »Der marktgerechte Mensch« erzählt von passgerechten Menschen in der flexiblen, digitalen Arbeitswelt – ohne soziales Netz.

Der Film ist bitter grandios. Die beiden Dokumentaristen Herdolor Lorenz und Leslie Franke erzählen von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen: Das sind vom Algorithmus gesteuerte Fahrradkuriere, Verkäuferinnen mit Arbeitsverträgen für zehn Wochenstunden, von Projekten abhängige Geisteswissenschaftler, die zum Aufstocken ins Jobcenter müssen.

»Der marktgerechte Mensch« – das sind mittlerweile zwei Drittel aller Beschäftigten in Deutschland. Ihnen fehlen grundlegende soziale Absicherungen wie Tarifbindung, Kündigungsschutz oder gewerkschaftliche Vertretung. Ein freies Spiel für Unternehmen mit Folgen für diejenigen, die ihre »Haut zu Markte« tragen: Vereinzelung, soziale Unsicherheit, Ausbeutung!

Eine neue, brutalere Form von Kapitalismus nennen es die Filmemacher. Sie recherchierten akribisch, holten Betroffene und Experten vor die Kamera. Ihre Bilder sind bedrückend. Der Mensch als Ware: Wer nicht mehr liefert, ist draußen. Es ist nicht einfach, diesen Film auszuhalten.

Ihn zu drehen, war noch komplizierter. Für solche Themen gibt es kaum öffentliche Gelder. Die Idee für »Der marktgerechte Mensch« entstand schon 2016. Ein Drittel der Finanzierung übernahm die Bundesfilmförderung, der große Rest kam über Crowdfunding von vielen Unterstützern und Unterstützerinnen.

Alle Kulturjournale im öffentlich-rechtlichen Fernsehen besprachen diesen Film, aber gezeigt wird er dort nicht. Er läuft auch nicht in den großen Kinos. »Der marktgerechte Mensch« findet sein Publikum in den kleinen Kinos. Auch der Kreisverband DIE LINKE in Potsdam war Sponsor für dieses Filmprojekt. Er lud Interessierte und das Filmteam zu einer Diskussion in das Programmkino Thalia ein. Auf der Seite zur Kampagne für den Dokumentarfilm finden sich alle Aufführungen.

Gisela Zimmer

Mehr Informationen unter: der-marktgerechte-mensch.org

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