Lisa Basten vertritt die bildenden Künstlerinnen und Künstler in der Gewerkschaft ver.di. Sie gehören zu den Hauptbetroffenen des Lockdown.

Lisa Basten, was sind die akuten Probleme ihrer Mitglieder kurz vor dem Jahrestag des ersten Lockdowns?

Unser Eindruck ist, dass die Rücklagen aufgebraucht sind. Jeder hatte ein Polster in irgendeiner Form. Das ist jetzt weg. Es herrscht jetzt blanke Existenznot. Das ist gepaart mit einer Form von ungläubiger Verzweiflung darüber, dass Gelder, die da wären, immer noch nicht angekommen sind. Alle Politiker haben diese Aussagen gemacht: Wir lassen keinen zurück, wir nehmen die Kultur mit. Das hat aber nicht dazu geführt, dass insbesondere Soloselbstständige tatsächlich die Unterstützung bekommen, die sie brauchen.

Sind die Hilfsprogramme von Bund und Ländern angekommen?

Einige Länder haben schneller, besser, pragmatischer reagiert. Wir haben sehr positive Rückmeldungen von der schnellen ersten Hilfe aus dem Land Berlin bekommen. Gerade Kultursenator Klaus Lederer war da sehr unbürokratisch unterwegs. Das war großartig, auch die Stipendien des Landes Bremen. Aber nach einem Jahr ist das aufgebraucht. Sehr zu begrüßen sind natürlich die Milliarden aus dem Programm „Neustart Kultur“ der Bundesregierung. Da muss man noch abwarten, was bei den Künstlerinnen und Künstlern ankommt.

Betrifft die Krise alle Beschäftigten im Kulturbereich gleichermaßen?

Viele unserer Mitglieder sind seit Langem in der Gewerkschaft organisiert. Die haben bereits für bessere Bedingungen gekämpft und sind deswegen jetzt besser abgesichert. Freien im Rundfunk, Angestellten in den Theatern geht es deutlich besser. Auch den Lehrerinnen und Lehrern an Musikschulen, die mit ver.di einen besseren Tarifvertrag erkämpft haben, geht es besser als den Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht kollektiv organisiert haben.

Welche Bereiche der Kultur sind vom Lockdown besonders betroffen?

Je nachdem, was gerade geschlossen wurde oder noch erlaubt war, war die Berufsausübung eben möglich oder unmöglich. Und alle, die als Selbstständige arbeiten, haben ähnliche Probleme. Positiv muss man hervorheben, dass auf Bundesebene endlich der Groschen gefallen ist, dass Soloselbstständigkeit eine andere Art von Erwerbstätigkeit ist als die des Unternehmers oder des klassischen Arbeitnehmers. Trotzdem haben wir noch keine Einkommensersatzleistung für Soloselbstständige, die dem Kurzarbeitergeld gleichkommt.

Das Interview führte Malte Daniljuk.

Kultur Klasse Krise

Simone Barrientos und Klaus Lederer sprachen am 9. März über Kulturförderung in der Corona-Krise mit Lisa Basten (ver.di) und Vertretern der Kulturbranche. Mitschnitte von Veranstaltungen auf dem YouTube-Kanal der Fraktion.

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